Gemeindebrief Frühling 2021

Hier ist wie immer gewohnt der Gemeindebrief Frühling 2021 von Elise Malsch.

Herzlichen Dank kann man da nur sagen, denn Sie ist im 96. Lebensjahr
und schreibt noch immer das ganze Heft alleine.
Sie füllt den Inhalt mit Leben und mit schönen handgezeichneten Bildern,
die ihre Tochter Regina Walter zeichnet.

Termin-Kalender vom 02.05.-30.05.2021
Freud und Leid vom 07.11.20-19.03.2021

Liebes Gemeindeglied!

Die Natur ist erwacht und schenkt uns wieder frisches Grün in Hülle und Fülle. In den Vorgärten blühen bald die ersten Zwiebelblumen, die mit ihren leuchtenden Farben einen wunderschönen Anblick bieten.

Ostern steht vor der Tür – ein Fest der Freude. Jesus hat mit seiner Auferstehung die Mächte des Todes überwunden. Er sagt:

„Ich lebe und ihr sollt auch leben!“

Eine Zusage, wie sie hoffnungsvoller nicht sein kann! Und doch sind wir oft verzagt, Zweifel quälen uns. Aber unser Glaube an die Auferstehung macht Mut, nicht aufzugeben.

Genau wie wir heute, zweifelten damals seine engsten Freunde. Vielleicht haben sie die Köpfe geschüttelt, als die ersten Zeugen von der Auferstehung Jesu berichteten. Erst nach mehreren Begegnungen mit Jesus, erst nach und nach be- griffen sie, was geschehen war.

Der Glaube, dass es weitergeht in einer anderen, von uns Menschen nicht zu definierenden Art hilft, unsere Zweifel zu  überwinden. Gott hat mit uns vielleicht mehr vor als wir uns in unserem irdischen Leben vorstellen können.

Ostern! Die Freude über die Auferstehung Jesu steht im Vordergrund – und auch wir sollen leben!

Eine gesegnete Ostern wünscht Ihnen,
im Namen Ihrer Kirchengemeinde,

Wirklich beistehen

Der Nachbar hat eine große Freude mitzuteilen. Er hat etwas Schönes erlebt und ist fröhlich.
Sein Freund soll sich mit ihm freuen.

  Wenn man selbst große Sorgen hat, vor Entschei-dungen steht, von Schmerzen geplagt wird, einen Verlust zu beklagen hat, ist es nicht einfach, sich mit anderen zu freuen. Es geht darum, dass wir nicht neidisch auf das Glück der anderen sind, sondern es ihnen von Herzen gönnen.

         Da sind aber auch die Traurigen, die Weinenden. Was sagen wir einem Sterbenden? Hoffentlich nicht: „Das wird schon wieder! Haben Sie Geduld! Sie werden schon wieder auf die Beine kommen!“ Das wäre Lüge und nur gesagt worden, weil der Traurige dem Freund leid tut. Was gut gemeint sein mag, ist ein „Falsch“, zudem der Sterbende nicht verstanden wird.

         In der Tat ist es schwer, einem sterbenden Mensch beizustehen, wirklich beizustehen, so dass er sich ver- standen fühlt und frei dafür wird, Fragen zu stellen, die ihn bedrücken. Oder haben wir den Mut zu fragen, ob wir mit ihm beten dürfen? – Vor einigen Jahren besuchte ich einen schwierigen Menschen. Seine Frau war schwer-krank und schon bald würde er ihren Tod zu beklagen ha- ben. Ich unterhielt mich mit ihm und kam schließlich auf Gott zu sprechen. Fast ärgerlich lehnte er ab: „Du immer mit deinem Gott …“ Ja, dies ist ein Thema, das Fingerspitzengefühl braucht. Ich war zunächst entsetzt über seine Äußerung, doch dann dachte ich an seine Verzweiflung.
Seine Frau war schon lange  krank.

Höhepunkte setzen

         „Ein Tag ist wie der andere ….“, klagt der alte Mann, als ich ihn anrufe, um nach seinem Befinden zu fragen.

         Ja, das Gleichmaß der Tage kann zur Langenweile wer- den. Das Leben braucht Höhepunkte, Ziele, auf die hin wir le- ben, auf die wir uns freuen, die wir anstreben und zu erreichen hoffen: eine Reise (nach der Corona-Pandemie),  einen Besuch, eine Unterhaltung. Schon der Sonntag ist etwas Besonderes. Da ist endlich Zeit dafür da, ein gutes Buch zu lesen, für einen Gottesdienst-Besuch oder ganz einfach füreinander Die ganze Woche über haben wir uns auf den  Sonntag gefreut.

         Ja, wir sollten uns in unserem Leben immer auf etwas freuen! Sogar ein Tässchen Kaffee und ein Stückchen Kuchen am Nachmittag nach getaner Arbeit sind kleine Glanzpunkte. – Das Kirchenjahr macht es uns vor: Advent mit dem anschlie-ßenden Höhepunkt: Weihnachten. Weihnachten weckt Emotio- nen. Der Mensch öffnet sich für das Gute. – Ostern, Himmel- fahrt und Pfingsten folgen. Die Feste sind für uns wie Gast- häuser, in die wir einkehren nach einer langen Wanderung.  Wir lassen uns bedienen und verwöhnen und genießen es, an einem gedeckten Tisch zu sitzen, ohne zu kochen und ohne an das leidige Geschirrspülen zu denken.

         Ein Vergleich: Höhepunkte sind wie ein kräftiges Durch- atmen der Lungen. Man lässt Verbrauchtes heraus, um sich mit neuer Kraft erfüllen zu lassen. 

Edel  sei der Mensch, hilfreich und gut

          Es war in den ersten Wochen meiner Lehrzeit. Unsere  Büroräume mussten unbedingt renoviert werden, so dass eine vorübergehende Räumung notwendig wurde. So kam es, dass sich in anderen Räumlichkeiten der Schreibtisch meines Be- rufskollegen und der meinige befanden und sich gegenü- berstanden. Unweit davon saß der Chef und die anderen Kollegen. Alle waren eifrig bei der Sache.

        In diese Stille hinein ertönte die Stimme des Chefs: „Bringen Sie mir bitte …!“ Das galt mir. Aber ich hatte das letzte Wort nicht verstanden. Mir war bewusst, wie zornig der Chef werden konnte, wenn eine Sache nicht klappte. So hatte ich nicht den Mut, ihn zu fragen In völliger Ratlosigkeit nahm ich eine Briefklammer (denn so ähnlich war das Wort gewe- sen) und schickte mich an, zum Chef zu  gehen. Da fühlte ich  zwischen meinen Händen einen harten Gegenstand. Es war die Briefwaage, die mir mein Gegenüber wortlos, aber desto ener- gischer zugeschoben hatte. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Ich ging zum Chef – und alles war gut.

         Noch heute, nach 80 Jahren, erinnere ich mich an diese edle Tat. Sie wird mir weiterhelfen, Not zu erkennen und das Rechte zu tun.      

Die Gnade Gottes

         Was ist das? – Von der Gnade Gottes leben wir. Sie ist nicht selbstverständlich und man kann sie nicht erwerben. Sie ist ein Geschenk.

         Beispiele: Ein Richter belässt es bei einer Bewährungs- strafe; in einem Gnadenakt wird die Haftstrafe verkürzt. – Aber   wie ist das nun mit der Gnade Gottes?

         Als Frau G. eine schwierige Sache gut zu Ende gebracht hatte, wollte man sie loben. Doch sie verwies auf die Gnade Gottes, durch die sie weise handeln konnte.

         Herr Schmidt ist ein feiner Mensch, aber er kann nicht vergeben, er ist nachtragend. Er wurde belogen und betrogen und kann es nicht ertragen, wenn jemand seine Schuld nicht erkennt und sich entschuldigt.    

         Aber dieser Zustand, Nachtragendsein, ist ein schwieri- ger. Er schadet dem Menschen selbst, drückt ihn nieder, macht ihn unfrei.

       Ist es da nicht besser, ohne dieses schwere Gepäck durchs Leben zu wandern? Mit der Gnade Gottes, um die wir bitten, erreichen wir es. Und wie viel leichter und schöner ist dann das Leben. Das macht Freude!

        Die Gnade Gottes – ein Geschenk! Wie bewahren wir es?

Durch unseren Glauben, durch unser Leben, in dem die Nächs- tenliebe einen Platz gefunden hat und mit dem wir unterschei- den können, auf was es ankommt und was nebensächlich ist.