Gemeindebrief Herbst-Winter-Frühling 2017-2018

Liebes Gemeindeglied!

Die Adventszeit steht vor der Tür. Sie haben zu Hause vielleicht einen Adventskalender und öffnen jeden Tag ein Fensterchen bis Weihnachten. Der Adventskalender wurde übrigens ca. 1900 erfunden, in München 1904.

Der Advent ruft zum Warten mit der Hoffnung, die von der Sehnsucht nach der Ankunft Jesu lebt, auf. Ohne Hoffnung kann der Mensch nicht existieren.

Ich mag diese stille Zeit: Advent bis Weihnachten. Es sollte eine besinnliche sein, eine Zeit zum Innehalten. Doch der Mensch lässt sich treiben und hetzen von den Vorbereitun- gen für Weihnachten. Dazu kommt das Besorgen der Geschen- ke. Zeit schenken, wäre das nicht ein gutes Geschenk?

Es gibt sie, die alten einsamen Menschen, die sich über einen Besuch freuen würden. Ich kannte eine Frau, die, alt und krank, immer im Bett lag. Wenn ich sie besuchte, leuchteten ihre Augen, zugleich kam ein ängstlicher Ausdruck in ihr Gesicht. „Wirst du mich bald wieder besuchen?“, fragte sie noch vor der eigentlichen Begrüßung. Erst musste sie Gewissheit haben, nicht vergessen zu werden, ehe sie sich freuen konnte. Das schönste Geschenk für diese Frau war die Zeit, die ich ihr schenkte.

Wie wichtig ist es, auch für die eigene Familie mehr Zeit zu haben, Ruhe und Frieden hineinzutragen, Friedensstifter zu sein! Und damit Gott die Ehre geben – das wäre Weihnachten!

Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden
bei den Menschen seines Wohlgefallens

Eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit
wünscht Ihnen im Namen Ihrer Kirchengemeinde

Es gibt sie,…
die Engel ohne Flügel. Es war an einem schwül- warmen Tag im Spätsommer. Ich machte mich auf, um Bewohner im Seniorenheim Trusetal zu besuchen. Pünktlich fuhr der Bus ab. Während der fünf Minuten Fahrzeit sammelte ich meine Gedanken und bereitete mich auf einen möglichst aus- geglichenen Besuch vor. Von der Bushaltestelle bis zum Heim hatte ich ein gutes Stück Weg vor mir. Forsch lief ich los, doch sehr bald machte mir die Schwüle zu schaffen. Zudem schien mir die Sonne ununterbrochen ins Gesicht.
      So muss ich einen erschöpften Eindruck gemacht haben, als ich fast am Ziel angelangt war.
         „Wo wollen Sie denn hin?“, fragte mich ein etwa zwölf- jähriger Knabe, der von der anderen Straßenseite genau am  kleinen Aufstieg auf mich stieß. Ich war zunächst überrascht über die Besorgnis meiner Wenigkeit, kannte er mich doch  überhaupt nicht und hätte unbekümmert an mir vorbeilaufen können.
         Nach meiner Antwort, dass ich ins Heim wollte, erwider- te er: „Da will ich auch hin. Meine Eltern arbeiten dort und nach der Schule darf ich dorthin kommen.“ Dann trug er meine Tasche und versuchte sogar, mich eingehakt zu begleiten.
        Im Eingangsbereich des Heimes setzte ich mich zunächst in einen von mehreren bereitstehenden Sesseln. Der Knabe war verschwunden.
         Doch nach kurzer Zeit kam er zurück – mit seiner Mutter. Diese schenkte mir mit freundlichen Worten ein Glas Selterswasser ein. Ich war ihr unendlich dankbar. Noch ehe ich ihr richtig danken konnte, verabschiedete sie sich, wollte sie doch wieder schnell bei den Bewohnern des Heimes sein. Ihr Sohn lächelte mich an und ging mit der Mutter. Diese Frau kann stolz auf ihr Kind sein. 
         Nach dieser Ruhepause mit einem erfrischenden Trunk fühlte ich mich wie neugeboren. Nun konnte ich mit fröhlichem Herzen alte und schwache Menschen besuchen und  ihnen von meiner Ausgeglichenheit etwas abgeben.

      Engel ohne Flügel – auch das ist die Jugend von heute! Oft wird sie von den Älteren in ihrer Art und Weise nicht an- genommen. Dabei haben diese in ihrer Jugendzeit
dasselbe erleben müssen.

        Scharf sind die Worte des griechischen Philosophen Sokrates (470 – 399 v. Chr.):
          „Die Jugend von heute liebt den Luxus,
hat schlechte Manieren.
Sie widerspricht ihren Eltern,
legt die Beine übereinander,
           tyrannisiert ihre Lehrer.“ 
Die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Menschen.

Gedankenspiel

`Wenn ein Mensch kurze Zeit lebt, sagt die Welt,
dass er zu früh geht.
Wenn ein Mensch lange Zeit lebt, sagt die Welt,
dass es Zeit wird, dass er geht.
Der letzte Teil dieses bekannten Songs von den Puhdys inspirierte mich, darüber zu schreiben.
Und Folgendes kam dabei heraus:
Ein Mensch ist auf der höchsten Sprosse der Erfolgsleiter angekommen. Mit Ehrgeiz, Fleiß und Ausdauer, oft auf Kosten seiner Gesundheit, hat er dieses Ziel erreicht. Und immer wieder zeigt er Bereitschaft, anfallende, zusätzliche Aufgaben zu übernehmen.
Dabei wird er älter und kommt ins Pensionsalter. Und eines Tages heißt es, dass er nun seinen wohlverdienten Ruhestand genießen kann. Jüngere rücken nach und besetzen seinen und andere freigewordene Arbeitsplätze.
Das kann er nicht so leicht verkraften. Und ganz schnell öffnet sich sein Inneres für die bekannten Worte: `Mohr hat seine Schuldigkeit getan, Mohr kann gehen´. Wer aber hoch aufsteigt, muss auch wieder tief hinunter, um auf dem Boden zu landen.
Dabei ist alles doch ganz normal. Er ist Pensionär und kann sich endlich mit anderen wichtigen Dingen beschäftigen. Glaube und Religion hat er vernachlässigt, sie sind in Vergessenheit geraten. Und im Urlaub? Da war er bemüht, sich gut zu erholen, um in der Firma wieder fit zu sein. Damit setzte er sich unter Druck, worunter die eigene persönliche Erholung litt.
Nun ist die Zeit da, sich auf sich selbst zu besinnen und auf Gott. Alles ist vergänglich, nur Gott ist immer da.
Ich las letztens in der Zeitung die Meinung eines 52-Jährigen über Glaube und Religion, die wie folgt lautete:
`Früher gab der Glaube den Menschen Halt. Heute im 21. Jh. muss jeder mit sich selbst ins Reine kommen. Ich glaube an meine Familie´.
Hat dieser Herr vergessen w e i t e r zu blicken? Tod und Leben – dazwischen liegt das Sterben, die schwerste Not. Was helfen ihm eigene Kräfte, wenn keine mehr da sind? Nur Gottvertrauen hilft, das durch ein Leben im Glauben entsteht

Gedanken zum 23. Psalm
Kein Mensch hat in seinem Leben nur gute Zeiten erlebt,
aber auch kein Mensch nur schwere.

Es ist gut, wenn wir unseren Lebensweg nicht allein gehen müssen. Wir haben einen Lebenspartner, Kinder oder gute Freunde, die uns umgeben. Dadurch wird manche mühselige Strecke leichter. Aber ob sie immer bei uns bleiben? Das ist die Not
und Angst der Alten und Kranken, dass sie einsam werden,
wenn der Partner stirbt,
die Kinder ausfliegen.
Der Mensch sehnt sich nach dauerhafter Begleitung, nach einem,
der ihn im Alltag bei schweren Schicksalsschlägen trägt.

         „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
                 Er weidet mich auf einer grünen Aue und
                    führet mich zum frischen Wasser
                             Er erquicket meine Seele.
   Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.“ 

Es tut gut, diesem Zuspruch zu glauben. Gott spricht damit zu uns:
„Ich bin bei dir; ich verlasse dich nicht.“  Er ist uns gerade dann am nächsten,
wenn wir meinen, er hört uns nicht.
 Denken wir einmal nach, wo und wann hat uns diese Quelle mit frischem Wasser schon erquickt, als wir müde und erschöpft waren, schwere Last uns quälte, Schatten sich über unser Leben legten? Wir wollten nicht mehr weitermachen, wir waren antriebslos, da rührte Gottes Geist uns an. Dann, wenn wir es am nötigsten  brauchen,
führt Gott uns zu solchen Quellen.

Auch Menschen können zu solchen Quellen werden.
Dazu folgende bewegende Erfahrung:
Als mein Bruder im Sterben lag, war ich bei ihm. Er war sehr unruhig und versuchte immer wieder, sich aufzurichten. Dabei sah er mich an, als wollte er sagen, hilf mir mit einem tröstenden Wort. Ich litt mit ihm und war damit so beschäftigt, dass ich kaum einen anderen Gedanken fassen konnte.
Ganz plötzlich kamen mir folgende Worte aus dem 23. Psalm ins  Gedächtnis:

              „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
                             fürchte ich kein Unglück,
                                 denn du bist bei mir.
                    Dein Stecken  und Stab trösten mich.“

Stecken und Stab – bedeuten sie nicht die beiden Balken des Kreuzes, das Zeichen dessen, der uns vorausgegangen ist, der den Tod überwunden hat?
Er wird bei uns sein und uns aus dem dunklen Tal herausführen. 
Als ich ihm diese Worte sagte, wurde mein Bruder ruhiger und schlief ein.
Doch nicht lange. Aber den letzten Schritt musste er allein tun.
Wenig später hatte der Tod den Kampf gewonnen.

Ist das das Ende? Nein!
unsere Toten sind in der Gnade Gottes geborgen.
„Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeik werden mir folgen mein Leben lang.
Und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“

Auch gute Menschen haben Feinde. Manchmal werden wir uns selbst zum Feind durch Furcht, Angst und dem Ge- fühlt, etwas versäumt zu haben. Wir machen uns Vorwürfe: Wir hätten für die Mutter mehr Zeit und Liebe haben müssen.
Auch das dürfen wir vor Gott bringen.
Und damit wird aus dem Dunklen Licht.
„Gott bereitet vor uns einen Tisch.“
Herbst
Mit einem kleinen Spaziergang in den nahen Wald kann Frau O. die ganze Schönheit des Herbstes mit den rot gelb gefärbten Blättern an den Bäumen hautnah erleben.
Sie setzt sich auf eine Bank und genießt diese Pracht, dazu die noch wärmenden Sonnenstrahlen. Erinnerungen an die schöne Sommerzeit werden wach.Da hängt doch tatsächlich an einem Grashalm noch ein junger Falter mit zartem Flügelzittern.
Doch schon bald wird sich der Herbst von seiner anderen Seite zeigen. Dann werden die schönen Blätter an den Zwei- gen der Bäume vom stürmischen Herbstwind abgerissen – nach und nach, bis zuletzt kein Blatt mehr am Baum hängt.Leer werden die Felder sein, nur von Vögeln besucht. In den düsteren Bäumen wird der Regen hängen und alles, was noch in Saft und betörenden Farben steht, in Nebel und erstem Schnee sterben.
Das ist die Ruhezeit für die Natur. In dieser Zeit sammelt sie neue Kraft, um im Frühling wieder `aufzuerstehen´ und die Menschen mit Blumen und Vogelgesang zu erfreuen.

Und der Frühling kommt ganz gewiss wieder!

Verschnittener Baum

Es war im vergangenen Sommer. Ich hatte meine Wege  besorgt und befand mich auf dem Nachhauseweg. In der Seimbergstraße kam ich an die Stelle, wo ein schöner Baum stand,  unter dessen herrlichem Blätterdach ich mich erholte, wenn  ich vorbeikam und erschöpft war. An seinen Stamm gelehnt, genoss ich den Schatten,
wenn die Sonne heiß brannte.

Doch – was war geschehen?  Fremd und sonderbar stand der Baum da, als mich mein Weg wieder dorthin führte. Sein Blätterdach war weg. Er war verschnitten worden. Ein kahler Stamm blieb übrig. Ich war schockiert und hatte zunächst nur den einen Gedanken: Hätte er Gefühle wie ein Mensch, würde er weinen.

Aber der Baum ist geduldig. Trotz allem Schmerz wartet er ab.
Und er wird wieder Blätter treiben.

Unwillkürlich kam mir der Vergleich der Natur mit dem Verlauf unseres Lebens in den Sinn: Frühling – Jugend; Sommerzeit – gute Lebensjahre; Herbst – Reife; Winter – Alter.
Und nun dieser Baum.

Mit harten Schicksalsschlägen wird ein Mensch gedemütigt, gequält, „verschnitten“.
Er leidet, er liegt am Boden.
Aber er gibt nicht auf. Fast wie zum Trotz zeigt er dem Schicksal die
Stirn – und „treibt wieder neue Blätter.“

Vergessen wir dabei Gottes Führung nicht!
Gehe den Weg,
den Gott dir gezeichnet hat,
sei er verschlungen oder gerade.
Aber verlass ihn nicht, wie er auch sei,
denn es ist dein Weg.

      

 

 

 

Abschied

Es gehört zu den erschütterndsten Erfahrungen im Leben eines jeden Menschen, einen Partner oder guten Freund zu verlieren, am schlimmsten ist der Tod eines Kindes. Und die Frage kommt bei den Alleingelassenen, bei den tief traurigen Eltern auf: „Warum? Warum lässt Gott das zu? Wie soll es weitergehen?“

Eine Hilfe ist das Annehmen des Willen Gottes. Ein Dagegenstemmen
kann zur Verzweiflung führen.

Ich kannte eine Frau, deren Sohn vor vielen Jahren im 2. Weltkrieg gefallen war. Die zu Tode betrübte Mutter konnte das Geschehene nicht annehmen. Bei Schneefall und eisiger Kälte lief sie, halb verrückt und nur leicht bekleidet, in den Wald – und erfror.

Vor längerer Zeit sprach ich mit einer Frau, die ihr zehnjähriges Kind verloren hatte. „Ich litt unter meinem Namen, der mir bei der Taufe gegeben wurde“, erzählte sie und fuhr fort: „Dieses Anliegen beschäftigte mich derart, dass es fast zum Mittelpunkt in meinem Leben wurde. Dann geschah das Schrecklichste, der Tod meines geliebten Kindes nach einer einfachen Blinddarmoperation. Fortan war mein Name das Nebensächlichste,
was es gibt.“

Der Tod ist schrecklich und verbreitet Angst. Das Leben ist endlich und vergänglich,
so wie alles in der Welt vergänglich ist.

Die Auferstehungshoffnung ist eine große tragende Kraft im Leben und Sterben. Aber auch die Zuwendung verstehender Menschen hilft dem Leidtragenden und tut ihm gut. Leid teilen ist fast mehr als Freude teilen.

Befassen wir uns nun, liebe Leserin, lieber Leser, einmal
mit dem Gedanken über `Abschied und Aufbruch´ .
Jeder Abschied kann zu einem Neuanfang werden. Hängt der Trauernde zu sehr am Vergangenen, kann der Aufbruch verhindert werden und damit ein Leben mit mehr Gelassenheit gegenüber anderen Herausforderungen. Zur Voraussetzung für einen Neuanfang gehört auch die Bereitschaft, sich zu öffnen, um dadurch das eigene Leben zu erleichtern und es dankbar anzunehmen.

Aber der Schmerz über den Verlust eines geliebten Menschen bleibt. Gott hilft, ihn geduldig zu tragen. Es gibt Momente, in denen sich der trauernde Mensch von Gott getragen
fühlt – eine tiefe Glaubenserfahrung!

Gedanken zum Jahreswechsel

Es ist Silvesterabend. Lisa schaut auf die Wanduhr und verfolgt den Zeiger, der Sekunde um Sekunde weiterrückt. „Wieder Sekunden näher an Ereignissen, die Freude oder Leid bringen“, denkt sie. Dann öffnet sie das Fenster und nimmt den Klang der Kirchenglocken, die das alte Jahr aus- und das neue einläuten, wahr.

Sie kann nicht verhindern, dass ihr wehmütige Gedanken in den Sinn kommen: „Wieder ein Jahr vorbei. Wie viel Zeit bleibt mir noch? Was muss in der mir verbleibenden Zeit
noch alles geschaffen, geregelt werden?“

Doch sie lässt die Angst nicht vordergründig werden. Sie ist dankbar, dass sie das neue Jahr begrüßen konnte und will jeden neuen Tag, der ihr beschieden ist, aus Gottes Hand nehmen und gestalten. Dabei ist ihr die Vergangenheit nicht gleichgültig. „Alles, was gewesen ist, Freude, aber auch Bestandenes und Überstandenes – Würde und Bürde – gehörten zu meinem Leben“, sagt Lisa.

Sie nimmt sich vor,im Heute zu leben, nicht an Vergangenem zu hängen, aber auch nicht ins Morgen zu flüchten. Das Gestern ist vorbei, das Morgen noch nicht geboren.

Es gibt Menschen, die nicht verzeihen können, denen nicht, die sie verletzt haben und Gott nicht, der ihnen so viel Schweres zugemutet hat. Sie machen sich das Leben schwer und könnten doch befreit leben, wenn sie loslassen und ver- geben würden. Doch das ist harte Seelenarbeit und setzt den Willen zum Gelingen voraus. Wo ein Wille, da ein Weg.

Ob wir morgen noch leben, liegt nicht in unserer Hand, wohl aber d i e Lebenshaltung, jeden neuen Tag aus Gottes Hand zu nehmen, seine Güte und sein Vergeben zu erkennen und auf seine Hilfe zu hoffen – auch im Jahr 2018.